Prof. Mag. Dieter Messner

Der Ergonomie Experte und Ergonomie-Profi Prof. Mag. Dieter Messner kann Ihnen helfen, die richtige Position und Einstellungen für Ihren Bürostuhl zu finden, um Rückenschmerzen zu vermeiden oder zu lindern.

Sie können Ihnen auch Tipps geben, wie Sie Ihren Arbeitsplatz insgesamt ergonomischer gestalten können, um Rückenschmerzen vorzubeugen.

Ein Ergonomie Experte kann Ihnen auch helfen, Ihre Sitzhaltung und Bewegungen während des Tages zu optimieren, um Rückenschmerzen zu vermeiden. Ein ergonomischer Bürostuhl mit verstellbaren Rückenlehne, Sitztiefen- und -winkelverstellung und einer verstellbaren Armlehne kann dazu beitragen, die Wirbelsäule in einer natürlichen und unterstützenden Position zu halten.

Es ist auch wichtig regelmäßig Pausen einzulegen und sich zu bewegen, um Rückenschmerzen zu vermeiden.

Prof. Mag. Dieter Messner

Wie lange noch? Schluss mit Herrschaft des DIN- und EU-Normstuhl, der nach Normen und Verordnungen produziert wird.

Die Bewegungsarmut ist eine Volkskrankheit, die unsere Lebensqualität und unser Leben bedroht. Der Hauptverursacher ist ein Gestühl, das dauerndes Sitzen erzwingt. Wo diese Geräte herrschen, entstehen Krankheiten. Wer kann die Alleinherrschaft des Bürostuhls heute noch verantworten?

Ein Bürostuhl-Gespenst geht um in den Industrieländern: Der langsame Sitz-Selbstmord im Sitzen.

Die aktuellen Forschungsergebnisse über die gesundheitlichen Folgen langer Sitzzeiten sind absolut alarmierend! (Vgl. Elin Ekblom-Bak, David Dunstan, Peter Katzmarzyk, Osmo Hänninen.)

Wo die Sitzpest herrscht, gedeihen Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfälle, Bluthochdruck, Diabetes, Fettleibigkeit, erhöhtes Sterblichkeitsrisiko, Arthrosen, Thrombosen, Krampfadern und verminderte männliche Fruchtbarkeit. Nicht zu reden von psychischen Auswirkungen wie Depression und Resignation.

Erstaunlicherweise attackiert niemand den Krankmacher. Wir haben uns an unser Sitzschicksal von der Schule bis ins Altersheim gewöhnt. Wenn wir Schmerzen haben, sind wir doch selbst schuld, denn wir sitzen nicht richtig! – Der naive Schwachsinn vom korrekten Sitzen dominiert alle „ergonomischen“ Ratschläge.

Von einer heuchlerischen „Ergonomie“, die Millionen Menschen krank macht, indem sie vorgibt, sie gesund zu erhalten, sollten wir uns so bald wie möglich trennen.

Immer noch weigert sich die Branche, zwischen Erholungs- und Arbeitshaltung klar zu unterscheiden. Wenn Sie Ihrem Todfeind ein Geschenk machen wollen, schenken Sie ihm einen Bürostuhl!

Welche Arbeitshaltung ist die beste? Die Spatzen pfeifen es inzwischen von den Dächern: Die nächste! Der Wechsel also. Er wird in der aktuellen europäischen Norm ausdrücklich empfohlen, ist unter den gegebenen Umständen aber schwer durchführbar wie die Praxis zeigt.

Zum Glück gibt es einen praktischen und gesunden Ausweg aus der globalen Sitzmisere: Das Arbeiten in Stehhöhe am Stehtisch in Kombination mit einem Hochstuhl und Fußstützen – übrigens längst verwirklicht in den Infozentren aller österreichischen Finanzämter. Diese Kombination ist das Möblierungs-ABC des zeitgemäßen Büros.

Mithilfe des hohen Stuhls wird ein neues Haltungs-und Bewegungsspektrum möglich: Sitzen, Stehen, Stehsitzen, Halbsitzen und Radeln. Denn unterm Hochtisch hat auch eine Art Hometrainer Platz.

Dieses Setting bedeutet eine Vervielfachung der bisherigen Haltungs- und Bewegungsoptionen und ermöglicht menschenwürdige Arbeitsbedingungen.

Wenn wir den  Stehsitz als Referenzhaltung einführen, entgehen wir den Schwierigkeiten der geltenden Zwitternorm von Stehen und Sitzen (dem Niedrigsitzen) und eröffnen den Bürotätigen eine Reihe von Haltungsoptionen, die im herkömmlichen Setting nicht realisierbar sind.

Rückenschmerzen z. B. sind nicht vom Rücken her, sondern durch die Öffnung des Hüftwinkels zu kurieren. Diese ist im Stehsitz, im Halbsitz und im Stand ausführbar.

Die „Leichtigkeit des Lebens“ ist ein Lebensgefühl, das nur im permanenten muskulären Fitness-Kleinkrieg gegen die Schwerkraft erworben wird. Wer diesen Kampf schon aufgegeben hat, will dauernd sitzen. Der verkürzte Iliopsoas wird es ihm danken. Ist Ihnen schon aufgefallen, wie früh Menschen alt aussehen, die viel sitzen? Unsere körperlichen und reproduktiven Schwächezustände setzen jahrelange Verwahrlosungsarbeit im Sitzen voraus.

Wir ersitzen uns unsere Krankheiten selbst in stummer Autopoiese. Schwächezustände sind das Ergebnis von zu viel Komfort. Positive Herausforderungen für den Körper dürfen nicht wegrationalisiert werden, Unterforderung führt zur Destabilisierung der Gesundheit. Angemessene Beanspruchung ist also angesagt.

Nach dem Motto: „Was ich nicht weiß, macht mich zwar krank, aber nicht heiß“ wird in Deutschland und Österreich zu wenig Sitzforschung betrieben.

Als man vor hundert und mehr Jahren das Sitzen im Büro einführte, ahnte man nicht, welche Beschwerden man sich damit einhandeln würde. Das 20. Jahrhundert war das klassische Sitz- und Sitzkrankheitenjahrhundert.

Für die Therapierung dieser korrupten Gewohnheit hat unsere Gesellschaft viele Milliarden bezahlen müssen. Im 21. Jahrhundert sollten wir dieses Kontinuum des Falschen und Schlechten verlassen. Wir sollten aufhören, die willfährigen Marionetten der Stuhlindustrie und der verstaatlichten Ergonomie zu spielen.

Marktchance: Befreiung aus dem Sitzzwang – „SITZEN MACHT KRANK“

Bewegungsarmut ist das größte Gesundheitsproblem in allen  Industrieländern  

1 )Büromenschen verdienen bessere Haltungslösungen 

1) Prof. Mag. Dieter Messner: Lieber Gernot  Steifensand! Die Binsenweisheit „Sitzen macht krank“ wird zwar allgemein anerkannt, aber kaum beachtet. Woher nimmst du als Sitzmöbelfabrikant die Verwegenheit, das geheiligte Sitzen am Schreibtisch in Frage zu stellen ? Damit schießt du dir doch ins eigene Knie!

 Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, dann steig ab! lautet eine Weisheit der Dakota-Indianer. – Ich stelle keineswegs das Sitzen in Frage, sondern nur das ausschließliche Sitzen, das Dauersitzen, das mittlerweile unseren Lebensstil beherrscht. Die neuesten Ergebnisse der medizinischen Sitzforschung haben auch mich derart alarmiert, dass ich eine Reform unserer Sitzgewohnheiten für unausweichlich halte. Wir Sitzmöbelhersteller haben hier eine große Verantwortung. Wir haben den Bürostuhl in gut hundert Jahren ‚zu Tode geritten’ und dabei unsere Gesundheit gefährdet.

Wir müssen uns jetzt etwas ganz Neues einfallen lassen! Deshalb sehe ich deinen Vorschlag , vom Dauersitzen zur „Wechselhaltung in Stehhöhe“(WHS) überzugehen, als Chance für die ganze Branche. Das ist die Haltungsrevolution, hinter der ich auch persönlich stehe (nicht sitze)!

2) Prof. Mag. Dieter Messner: Das ist freut mich natürlich, aber du wirst die  Händler und Kunden  vor den Kopf stoßen, wenn du Sitzrevolution machst und etwas völlig Unübliches propagierst!

Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Das habe ich auch nicht vor. Wer weiterhin so sitzen bleiben möchte, wie er es gewöhnt ist, wird unsere Qualitätsstühle weiterhin zum besten Preis kaufen können.

Wer aber mit der heutigen Situation unzufrieden ist und unter dem vielen Sitzen leidet, dem werden wir die gesündere neue Lösung anbieten: die Wechselhaltung in Stehhöhe (WHS), von der auch ich überzeugt bin, dass sie die beste und modernste Lösung des Sitzproblems darstellt!

Aus diesem Grund widme ich diese Nummer der SITWELL NEWS zur Gänze dem neuen Konzept der Wechselhaltung.

3) Prof. Mag. Dieter Messner: Ich betrachte das Sitzen als eine von vielen möglichen Arbeitshaltungen. Ganz neu ist das Konzept der Wechselhaltung ja nicht. Im Männerbüro des 19. Jahrhunderts, dem Kontor, wurde fast ausschließlich in Stehhöhe an Pulten gearbeitet, dazu gab es auch hohe Hocker zum Hochsitzen und sogar Fußschemel. Französisch ‚le bureau’ ist ursprünglich das Stehpult, als Verlängerung der Werkbank war es Teil der Männerwelt.

Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Und die Damen marschierten erst im Gefolge der Schreibmaschine ins Büro ein.

4) Prof. Mag. Dieter Messner:  Du sagst es. Weibliche Schreibkräfte hatten sich bei Tests als fingerfertiger erwiesen als die Herren der Schöpfung. Mit den neuen Schreibgeräten eroberten Frauen Arbeitsplätze in der sozial gehobenen männlichen Bürowelt. Es wäre damals (um 1880) ein Verstoß gegen den Schicklichkeitscodex gewesen, die Damen im Büro  stehend arbeiten zu lassen. Sie wurden also in wohlanständiger sitzender Haltung vor ihre Schreibgeräte an niedrigen Tische gesetzt. Die neuen Büroarbeitsplätze waren ein großer Fortschritt in Richtung Emanzipation der Frauen, allerdings mit üblen Folgen für die männlichen Büroarbeiter. Sie mussten nach dem Vorbild der Damen bald auch im dreifach geknickten Sitz an niedrigen Schreibtischen arbeiten!

 Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Die Arbeitshaltung im Büro wurde also weiblich‚ „genderisiert“. Warum haben sich die Männer denn nicht dagegen gewehrt?
War Sitzen komfortabler?

5) Prof. Mag. Dieter Messner: Für die Männer war’s ein tragischer Verlust ihrer Bewegungsfreiheit! Die Männer haben ihre ‚Entmannung’ vermutlich gar nicht realisiert. Sie wurden auch nicht gefragt. Für den „Krankheitsgewinn“ durch ihre körperliche Immobilisierung wurden sie auf einer anderen Ebene entschädigt. Sitzarbeitsplätze waren prestigeträchtiger als Steharbeitsplätze.

Sitzen signalisiert die Befreiung von schwerer körperlicher Arbeit, man muss sich dabei die Hände nicht schmutzig machen. Wer bei der Arbeit sitzt, hat sozusagen einen besseren Job, der Beweis seiner Zahlungsfähigkeit ist dabei eher erbracht als bei einem Stehjob.

Im Sitzen war man war über jeden Verdacht manueller Arbeit erhaben. Die Herren wurden sozusagen sozialpsychologisch für ihren Verlust entschädigt. Und gegen die Möblierung im Betrieb aufzubegehren dürfte einem Lohnabhängigen wohl auch heute noch nicht gut bekommen! In einer Bürostuhlfabrik wird, wie du einmal zugegeben hast, über die Rückenschmerzen der Büroangestellten geschwiegen …

Komfortabel  ist Sitzen nur für kurze Zeit. Sitzen vermittelt die Illusion von Komfort, ist in Wahrheit aber Schwerarbeit im Sinne von Überforderung einzelner Gewebestrukturen und Unterforderung anderer.

 Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand:  Welche Vorteile hat demgegenüber die „Wechselhaltung“ ?

6) Prof. Mag. Dieter Messner: Die Wechselhaltung in Stehhöhe ist nicht auf das Sitzen fixiert, sondern

betrachtet das Sitzen als eine von mehreren guten Haltungsmöglichkeiten bei der Arbeit. Sie propagiert den häufigen Wechsel der Haltungen. Nur wenn ich dazu Lust habe, will ich sitzen, muss es aber nicht, ich kann auch stehen, stehsitzen oder halbsitzen und immer wieder wechseln.

 Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Ich behaupte einmal: So kann man nicht arbeiten!

7) Prof. Mag. Dieter Messner: Dann darf ich dir empfehlen, die Arbeitsvorgänge in den Infozentren aller österreichischen Finanzämter zu beobachten: Dort wird seit 2007 höchst effizient in der Wechselhaltung gearbeitet.

 Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Warum tun wir das nicht längst schon alle?

Prof. Mag. Dieter Messner:Weil wir die Bequemlichkeit lieben und von Kindesbeinen auf diese Haltung geprägt worden sind! Wir lassen uns von Gewohnheiten beherrschen, auch wenn sie falsch und gefährlich sind. Von der biologischen Funktion her gesehen ist der Sitzbrauch schädlicher als der Brauch der weiblichen Genitalverstümmelung.

Es ist also höchste Zeit, dass sich die Männer von dieser „Frauenhaltung“ emanzipieren und dass sich auch die weiblichen Bürotätigen vom Sitzzwang emanzipieren!

 Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Warum sollte ein Büromensch ins Lager der „aufständischen“ Wechselhaltung überlaufen, wenn er auf einem schönen, bequemen und teuren Bürostuhl sitzt ?

Prof. Mag. Dieter Messner: Weil er sich damit der Gefahr aussetzt, beim vielen Sitzen nachhaltig gesundheitsschädliche Symptome und Syndrome ‚auszubrüten’.

 Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Also Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfall ?

8) Prof. Mag. Dieter Messner: Das ist nicht alles. Vergiss bitte nicht Fettleibigkeit, Diabetes 2, Bluthochdruck, erhöhtes Sterblichkeitsrisiko, Schlaganfälle, Thrombosen, Arthrosen, Krampfadern, Hodenkrebs und verminderte männliche Fruchtbarkeit! Psychische Folgen wie Apathie und Depressionen werden ebenfalls in Zusammenhang mit langem Sitzen gesehen. Alle diese Symptome werden meist höflich verschwiegen, man hört immer nur von Rückenschmerzen!

Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Ist das bewiesen ?

9) Prof. Mag. Dieter Messner: Bitte informiere dich im Internet über die Ergebnisse der Sitzforschungen von Elin Ekblom-Bak, David Dunstan, Peter Katzmarzyk, Osmo Hänninen und anderen. Ihre Forschungsergebnisse belegen den engen Zusammenhang der genannten Symptome und Syndrome mit langen Sitzzeiten. Demnach sind die nachhaltigen gesundheitlichen Schäden aufgrund langer Sitzzeiten auch durch Ausgleichssport nicht mehr zu kompensieren!

Du warst doch auf der ORGATEC in Köln. Aus meiner Sicht war das eine reaktionäre Veranstaltung, wo immer noch ein obsoletes Ergonomiekonzept regierte.

Ein Hochamt der Sitzreligion, Sitzbiedermeier pur, die Branche im trauten ergonomischen Selbstgespräch. Keine Rede davon, dass draußen in der Welt Sitzforschung betrieben wird, die nachhaltige gesundheitliche Schädigungen durch das viele Sitzen beweist. Das war eine kultische Anbetung des Gottes Bürostuhl unter Verschweigung der vielen Menschenopfer, die er fordert.


10)
 Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Ist also Sitzen grundsätzlich zu verdammen ?

Prof. Mag. Dieter Messner:Im Gegenteil! Sitzen ist super – zur Erholung, zur Abwechslung und für nicht zu lange Zeit. Aber doch nicht ewig! Sitzen und Schlafen dienen der Erholung. Wem fiele es ein, Tag und Nacht im Bett zu bleiben, wenn er gesund ist ? Auch Stehen ist super, stehsitzen ist super! Jede Haltung ist prima, aber eben nur für kurze Zeit, sonst wird sie zur Plage!

„Embedded office workers“ sind jedoch zum Dauersitzen gezwungen, das ist der Beginn der Tragödie. Vier Stunden sitzen am Tag  müssten für einen Sitzberuf reichen, aber auch diese Sitzzeit sollte möglichst oft unterbrochen werden durch  andere Haltungen.

11)  Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Durch welche zum Beispiel ?

Prof. Mag. Dieter Messner: Zum Beispiel durch Stehen, Halbsitzen, Stehsitzen, Lümmelstand, Wippstand, Grätschstand, Spagatsitz, durch den Wechsel von Spielbein und Standbein (Ponderation), Gehen auf der Stelle, Erholungssitz, Zehenspitzenstand, Startstand und viele andere, die jeder selbst erfinden kann. Dabei muss die Arbeit nie  unterbrochen werden, aber es werden  jeweils verschiedene Muskelpartien aktiviert. Und jeder Wechsel bringt Bewegung in die Szene. Das ist im Sitzen einfach nicht möglich. Vordere, mittlere und hintere Sitzhaltung sind dagegen armselige Optionen. Von 163 Muskeln werden im Sitzen 100 nicht aktiviert!

12)  Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Wie lang sind denn‚lange’ Sitzzeiten?

 Prof. Mag. Dieter Messner: Viele Menschen sitzen heute schon zwölf und vierzehn Stunden am Tag am Arbeitsplatz und in der Freizeit. Der Körper beginnt nach vier Stunden Warnsignale zu senden, sagt Dr. Ekblom-Bak. Sie empfiehlt deshalb, im Büro so oft wie möglich  aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen. Durch die Arbeitsorganisation kann man die Möglichkeit dafür schaffen.

Viel sinnvoller jedoch, weil gesünder, ist die Inszenierung des „Auf-Standes“ durch die Einführung der Wechselhaltung. Sie gibt uns die Chance, die Sitzzeit auf das notwendige  Maß zu verkürzen. Fortschrittliche Ergonomen empfehlen 50% Sitzen, 25% Stehen und 25% Bewegen. Sitzen sollte nur eine von vielen Körperhaltungen bei der Arbeit sein.

13)  Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Wie funktioniert die Wechselhaltung ?

 Prof. Mag. Dieter Messner: Wenn wir die Arbeitsstation mit Stehtisch und Hochsitz auf  Stehhöhe bringen,  kann abwechselnd im Stehen, im Sitzen, im Stehsitz, im Halbsitz usw. gearbeitet werden. Nur ein Hochsitz ermöglicht diese Freiheit, er ist die beste Drehscheibe für verschiedenste Haltungen. Der niedrige Stuhl hingegen ist eine Bewegungsfessel.

Bezüglich der richtigen Arbeitshöhe herrscht in der Branche noch immer Konfusion. Hohe Tische und hohe Stühle bieten den größten  Bewegungsspielraum bei der Arbeit. Niedrige Tische und Stühle schränken ein, sie sind nur für Erholungs- und Rekreationsphasen zu empfehlen.

14)  Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Worin liegt genau genommen der Vorteil der Wechselhaltung ?

Prof. Mag. Dieter Messner: In der Integration von viel mehr Bewegung in den alltäglichen Arbeitsprozess. Bewegungsmangel ist schließlich das größte Gesundheitsproblem aller Industrieländer.

Wer im Büro mehr Bewegung ermöglicht, die ständige Abknickung von Hüfte und Knie verhindert, die Sitzzeiten reduziert, möglichst viele Muskeln aktiviert, die häufige Bewegung der Gelenke fördert, der tut den Arbeitendes etwas Gutes und stiftet gesundheitlichen Nutzen.

15)  Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Aber es geht doch immer nur um das richtige Sitzen!

Prof. Mag. Dieter Messner: Sorry, no, es geht um die richtige Arbeitshaltung, und das Sitzen ist nur eine von vielen Haltungen.

16)  Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Welche Arbeitshaltung ist die beste?

Prof. Mag. Dieter Messner: Keine! Oder besser gesagt: die nächste, immer die nächste! Das heißt: der Wechsel. Je häufiger ich meine Haltung wechsle, desto gesünder ist das für mich. Bei jedem Wechsel bewege ich mich und Bewegung ist das wichtigste „Vitamin“ für unseren Körper, sein  Lebenselixier. Der Mensch ist für Bewegung geschaffen. Deshalb ist es auch eine Ungeheuerlichkeit, schon kleine Kinder mit Hilfe von „Knickmöbeln“ zum stundenlangen Sitzen zu zwingen.

17)  Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Sollten also auch Schüler die Wechselhaltung in Stehhöhe praktizieren?

Prof. Mag. Dieter Messner: Ja, unbedingt! Der gegenwärtige Zustand ist eigentlich ein Fall für den Staatsanwalt. Aber dafür gibt es einfach zu viele Tatorte.

18)  Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Wie stellst du dir die Umsetzung deiner Forderung vor ? Für eine derartige Reform fehlt doch das Geld.

Prof. Mag. Dieter Messner: Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. Wichtig ist ein überzeugendes Produktangebot. Sobald einige Persönlichkeiten und Leitbetriebe mit gutem Beispiel vorangehen, werden sich auch die anderen überzeugen lassen. Besondere Chancen sehe ich zunächst im Homeoffice-Bereich. Daheim  kann jeder selbst über die Möblierung entscheiden.

19)  Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Und Frauen sollen bei der Büroarbeit weiterhin sitzen bleiben ?

Prof. Mag. Dieter Messner: Die Männer sollten die Pionierarbeit leisten und vorangehen, sie haben es auch nötiger. Das lange Sitzen schadet ihnen vermutlich mehr als den Damen. Es ist wie bei den Radsportlern: Das lange Sitzen im Sattel schadet der Männlichkeit, das ist erwiesen. Daher sollten wir zunächst ein „Man Office“ kreieren. Da aber auch die Frauen nicht für das Dauersitzen geschaffen sind, werden sie uns bald in die Stehhöhe nachfolgen.

20)  Bürostuhl-Experte – Gernot-M. Steifensand: Wie beurteilst du die Marktchancen der WHS ?

Prof. Mag. Dieter Messner: Wenn wir die Botschaft so vermitteln können, dass die Menschen verstehen, welchen Risiken sie beim Vielsitzen ausgesetzt sind, eröffnet sich ein riesiger Markt. Wir sind von Millionen reformbedürftigen Arbeitsplätzen umgeben! Das sind Millionen Bürostühle und Arbeitstische!